Sonntag, 23. Mai 2010

Wie Hera Björk mir auf die Füße stieg

Die Schwierigkeiten, mit denen die Autoren dieser Zeilen bei ihrer Ankunft in Oslo konfrontiert waren, wollen wir so zusammenfassen: Silêncio e tanta gente.

Gelassene Vorfreude über die kommende Woche in Oslo. Die Norweger und Norwegerinnen lieben den Event, Ausgelassenheit ist ihr Ding jedoch nicht. Außer nachts um zwei: House DJs auf Dachterrassen, Livebands auf der Straße. Ein Wiener Bürgermeister müsste zurücktreten, in Oslo geht das.

Die OGAE Clubs aus Griechenland und Zypern feierten gestern für zwei kurze Stunden in einer Hotel-Lobby, denn um Mitternacht wünschen sich Hotelgäste wieder mehr Ruhe. Zahlreiche Eurovisionsteilnehmer fanden sich unter den Gästen - Frankreich, Griechenland und Rumänien etwa - während ESC-Klassiker von keinem geringeren DJ als OGAE-Chef himself Antonis Karatzikos aufgelegt wurden.



Der Party-Marathon ging im Ballroom weiter, einer coolen Location, die wohl mal ein Tanzsaal war. Gleich vier Teilnehmer und Teilnehmerinnen des diesjährigen Eurovision Song Contests luden zu einem kurzem Konzert ein. Estland machte den Beginn. Malcolm Lincoln fiel vor allem dadurch auf, dass seine Musik und seine eigenwilligen Bewegungen auf der Bühne so gar nicht dem ESC entsprechen wollten. Eher Indie-Pop für FM4. Als er seinen Beitrag "Siren" zum besten gab, kam aber Stimmung auf. ESC Fans können diesen musikalisch außergewöhnlichen Beitrag durchaus schätzen.

Michael von der Heide verwöhnte uns mit güldenem Jäckchen und zwei französisch gesungenen Titeln, darunter auch der Schweizer Beitrag "Il pleut de l'or". Mit dem Techniker hatte Michael ein kleines Scharmützel zu liefern. Als er den zweiten Song ankündigte, das Playback aber nicht einsetzte, meinte er scharf zur Technik: "We just performed the first song. The next song is number two."



Alyosha aus der Ukraine war die dritte Liveshow und überraschte alle, als sie mit "Nocturne" begann, dem norwegischen Siegerlied aus 1995. Danach folgt ihr Beitrag "Sweet People". Ihre Stimme wird von vielen als beeindruckend bezeichnet. Wir waren uns aber nicht sicher, ob unsere Ohren bluteten. Aber auch darauf passt das Attribut "Beindruckend" bekanntlich.

Die Stimmungskanone schlechthin aber war Hera Björk aus Island. Als einzige der Teilnehmer_innen befand sie sich während der ganzen Show mitten im Publikum und tanzte (und trank). Was dazu führte, dass sie versehentlich auf meine Füße stieg. Autsch! Alyoshas Stimme schmerzte mehr.

"Knock On Wood", "Someday" (ihr Beitrag aus der dänischen Vorausscheidung 2009) und natürlich der Vulkansong "Je ne sais quoi" sorgten dafür, dass ein ausgelassenes Publikum endlich richtig abtanzte. Hera Björk war eindeutig die Siegerin dieser kleinen ESC-Ausgabe.

Am Ende jubelte sie auf der Bühne, wie wunderbar es sei, mit Estland, der Ukraine und Österreich auf der Bühne zu stehen. Auf den österreichischen Beitrag warteten wir aber vergeblich...

Marco und Alkis

Letzte Proben am Sonntag

Grossbritannien lief leider nicht wirklich gut. Es wirkt alles zu brav. Stimmlich ging da auch mancher Ton daneben und auf die Bedeutung des Bühnenaufbaus bin ich noch nicht gekommen. Für viele ist das der Hauptkanididat auf den letzten Platz.

Frankreich war wieder das üblich Fussballsonggehopse, dass sehr gemischte Reaktionen hervorruft. Es gibt auch begeisterte Anhänger und Platzierungsmässig ist da alles drin.


Und zum Abschluss das Geburtstagskind des Tages: Lena (hier ohne Meyer-Landrut). Sie war deutlich spritziger und fideler als gestern. Die Kameraführung ist auch hier noch in der Experimentierungsphase. Viele meinten, dass ihr Kapital, ihr Lächeln, besser zur Geltung gebracht werden sollte. Es rutscht bei einigen immer höher in der Gunst und so unterschwellig hat sie die Favoritenrolle inne. Aber das heisst jetzt noch lange nichts, solange nicht feststeht, wer aller im Finale ist.

Morgen beginnen dann die Generalproben und wir konzentrieren uns erst einmal auf die Halbfinals. Die werden vorerst spannend genug.

Gruss, Euer Stefan

Proben Sonntag zweiter Teil

Georgien hat zwar schöne Kleidchen bzw. Oufit gefunden, aber das gehopse passt einfach nicht dazu.

Die Türkei hab ich ignoriert um mir in der Halle nicht schon wieder einen Augenschaden zuzuziehen.

Spanien ist wirklich gut durchoreografiert. Den Backgroundsänger haben sie jetzt in einen dunklen Anzug gesteckt und der stolpert nicht mehr so auf die Bühne. Die Schuhe sollen dafür nicht geeignet sein. Sie haben aber ein grosses Problem mit der Kamerführung. Die eine Handkamera sollte von der zweiten nicht eingefangen werden.

Und Norwegen: ich bin begeistert wie gestern schon.

Nachgeholt: Bilder von gestern







Letzter Probentag Teil 1

Den Anfang machte ein grossartige Niamh Kavangh. Sie hatte sichtlich Spass und flirtete zwischen den Probendurchgängen mit den Journalisten. Und ihr Kleid wurde zur (Licht-?)-Probe vorgestellt; ein Traum in lila. Auch auf der Pressekonferenz war sie gut gelaunt, das einzige was sie vermisst sind ihre Kinder. Während eines Interviews konnte ich sie noch fragen, ob sie sich noch an Tony Wegas erinnern könne und sie musste keine Sekunde zögern. Sie hat ihn noch als sehr lustigen und ernergievollen Sänger im Gedächtnis.

Bulgarien könnte sich trotz einwandfreier Choreographie und Tänzern mit Traumfigur durch dieses unangekündigte Liedende (wann gehts jetzt weiter?) um das Finale bringen.

Nach einer sehr lebhaften bulgarischen Darbietung bildeten die Zyprioten einen ruhigen Contrast. Jon steht nett lächeld mit seiner Gitarre in der Mitte und der Rest der Truppe schön im Halbkreis hinter ihm. Von links nach recht Choristin, Chorist, Schlagzeuger, Gitarrist und Pianistin. Zwar unspekatulär, aber sehr frisch. Denen sieht man die Freude am Spass an.

Der kroatische Auftritt sitzt so perfekt wie auch schon im ersten Probendurchgang. Diesmal waren die 3 Damen von Bank aber in schicke Kleider gewandet, mit denen man auch bei Königs auf einen Kaffee vorbeischauen könnte. Klassisch elegant geschnitte betonen sie die laaangen Beine und wirbeln beim tanzen und bei Föhn-ääh Windmaschineneinsatz effektvoll umher. Alles wirkt sehr kontrolliert und dynamisch zugleich. Persönlich gefällt es mir auch, dass am Anfang bei der Bankszene immer nur die angestrahlt wird, die gerade singt. Den Herzerlrahmen am Schluss bräuchts dagegen nicht unbedingt. Wenn es nach gerade herrschenden Stimmungsbarometer geht, wird Kroatien das (vermeintlich) stärkere Semifinale auch problemlos überstehen, was auch gerechtfertigt wäre.