Die Schwierigkeiten, mit denen die Autoren dieser Zeilen bei ihrer Ankunft in Oslo konfrontiert waren, wollen wir so zusammenfassen: Silêncio e tanta gente.
Gelassene Vorfreude über die kommende Woche in Oslo. Die Norweger und Norwegerinnen lieben den Event, Ausgelassenheit ist ihr Ding jedoch nicht. Außer nachts um zwei: House DJs auf Dachterrassen, Livebands auf der Straße. Ein Wiener Bürgermeister müsste zurücktreten, in Oslo geht das.
Die OGAE Clubs aus Griechenland und Zypern feierten gestern für zwei kurze Stunden in einer Hotel-Lobby, denn um Mitternacht wünschen sich Hotelgäste wieder mehr Ruhe. Zahlreiche Eurovisionsteilnehmer fanden sich unter den Gästen - Frankreich, Griechenland und Rumänien etwa - während ESC-Klassiker von keinem geringeren DJ als OGAE-Chef himself Antonis Karatzikos aufgelegt wurden.
Der Party-Marathon ging im Ballroom weiter, einer coolen Location, die wohl mal ein Tanzsaal war. Gleich vier Teilnehmer und Teilnehmerinnen des diesjährigen Eurovision Song Contests luden zu einem kurzem Konzert ein. Estland machte den Beginn. Malcolm Lincoln fiel vor allem dadurch auf, dass seine Musik und seine eigenwilligen Bewegungen auf der Bühne so gar nicht dem ESC entsprechen wollten. Eher Indie-Pop für FM4. Als er seinen Beitrag "Siren" zum besten gab, kam aber Stimmung auf. ESC Fans können diesen musikalisch außergewöhnlichen Beitrag durchaus schätzen.
Michael von der Heide verwöhnte uns mit güldenem Jäckchen und zwei französisch gesungenen Titeln, darunter auch der Schweizer Beitrag "Il pleut de l'or". Mit dem Techniker hatte Michael ein kleines Scharmützel zu liefern. Als er den zweiten Song ankündigte, das Playback aber nicht einsetzte, meinte er scharf zur Technik: "We just performed the first song. The next song is number two."
Alyosha aus der Ukraine war die dritte Liveshow und überraschte alle, als sie mit "Nocturne" begann, dem norwegischen Siegerlied aus 1995. Danach folgt ihr Beitrag "Sweet People". Ihre Stimme wird von vielen als beeindruckend bezeichnet. Wir waren uns aber nicht sicher, ob unsere Ohren bluteten. Aber auch darauf passt das Attribut "Beindruckend" bekanntlich.
Die Stimmungskanone schlechthin aber war Hera Björk aus Island. Als einzige der Teilnehmer_innen befand sie sich während der ganzen Show mitten im Publikum und tanzte (und trank). Was dazu führte, dass sie versehentlich auf meine Füße stieg. Autsch! Alyoshas Stimme schmerzte mehr.
"Knock On Wood", "Someday" (ihr Beitrag aus der dänischen Vorausscheidung 2009) und natürlich der Vulkansong "Je ne sais quoi" sorgten dafür, dass ein ausgelassenes Publikum endlich richtig abtanzte. Hera Björk war eindeutig die Siegerin dieser kleinen ESC-Ausgabe.
Am Ende jubelte sie auf der Bühne, wie wunderbar es sei, mit Estland, der Ukraine und Österreich auf der Bühne zu stehen. Auf den österreichischen Beitrag warteten wir aber vergeblich...
Marco und Alkis